Wasserkraftwerk Pichler Lenggries/Fleck

Wasserkraftportrait

Können Sie sich und Ihre Kraftwerke kurz vorstellen?

Unsere Kraftwerksstandort geht zurück auf die Zeit vor 1800. Eine durch ein Hochwasser zerstörte Sägemühle in Anger war Ausgangspunkt, um einen neuen Standort zu suchen. In Fleck fand sich der beste Standort dafür. Der damalige Besitzer Baron Carl von Eichthal, königlicher Kämmerer, Schloß- und Gutsbesitzer in Hohenburg wollte hier eine große Sägemühle mit drei gußeisernen Gängen (Sägegatter) bauen. Für dieses Bestreben kaufte er 1862 zusätzlich die bestehende Leimermühle mit Säge, Mühle und Ölmühle  (stand vormals ggü. der Flecker Schule). Das angrenzende Grundstück Kalkofen kaufte er ebenfalls am 1. Dezember 1862. Noch im selben Jahr war Baubeginn des Senkbaumes, des Mühlbaches zur Leimermühle und weiter zur neuen Sägemühle mit einer Gesamtlänge von 1,8 km. Der Neubau wurde an der Stelle errichtet, wo sich jetzt das Fabrikgebäude an der B13 befindet. Durch Baron von Eichthals langen Arm nach München bekam er die Zustimmung für die Wasserausleitung aus der Isar. Die Isar führte zu dieser Zeit  30-40 m³/s, die Ausleitung von 7,6m³/s war ohne weiteres zu verkraften. Die 7,6m³/s waren eine gerades Maß und ergaben sich aus der damaligen Maßeinheit. 

Diese neue moderne Sägemühle wurde von vielen Besuchern dieser Branche besichtigt, die sich viele Anregungen mit nach Hause nahmen. Der Krieg 1866 war ausschlaggebend für einen Besitzerwechsel in Hohenburg. Schloß Hohenburg wurde von Baron von Eichthal verkauft, die Sägemühle und die Leimermühle ging 1870/1871 an einen Holzhändler (Herr Götz) aus Saarbrücken. Herr Götz begann mit der Papiererzeugung in der oberen Mühle. In der unteren Mühle wurde mit der Pappenerzeugung, mittels Holzschliff, begonnen. 1885 kaufte ein Herr Schopfer beide Fabriken, die dieser aus finanziellen Gründen um die Jahrhundertwende verkaufen musste. Die drei Brüder Weidert erwarben die zwei Fabriken. 1905 brannte die untere Säge ab.

1909 erfolgte der Wiederaufbau einer modernen Pappenfabrik mit Turbinenhaus und Schleiferei für die Pappenerzeugung (das enstpricht dem heutigen Bauwerk). Nach dem zweiten Weltkrieg konnten die kleineren Papierfabriken dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten. Aus diesem Grund wurde die Anlage 1953 erneut verkauft. Der Kartonagenfabrikant Emil Stahl (München/Nürnberg) baute die Kartonagenerzeugung weiter aus. Sein Enkel Rudolf Stahl verkaufte die 1977 die stillgelegte Papierfabrik mit der Wasserkraft an Georg Pichler. 2004 übernahm sein Sohn Eberhard Pichler die mechanische Fertigung mit der Wasserkraft. Das Kraftwerk wurde komplett erneuert und die Leistung nahezu verdoppelt. Für Eberhard Pichler ist die Wasserkraft ein Herzensanliegen.

Welche technischen Vorzeigewerte und regionale Besonderheit hat Ihr Kraftwerk?

Unser Kraftwerk erzeugt ca. 3.800.000 kWh/Jahr. Mittels Turbine und Generator wird die Kraft des Wassers in Strom umgewandelt. Die Energiemenge wird ausschließlich vom Höhenunterschied zwischen Ein- und Auslauf des Kraftwerks und der nutzbaren Wassermenge bestimmt. Beim Wasserkraftwerk in Fleck besteht ein Höhenunterschied von fast 8 Metern bei einer maximalen Wassermenge von 7,6 cbm, das sind 7.600 Liter pro Sekunde

Die Einzelstationen zur sauberen Stromerzeugung im Überblick 

Station 1: Am Flecker Wehr wird Wasser aus der Isar in den Kanal ausgeleitet. Am nördlichen Ende von Fleck fließt das Wasser wieder der Isar zu.

Station 2: Auf einer Länge von rund zwei Kilometern fliesst das Isarwasser durch den Kanal, auch „Mühlbach“ genannt.

Station 3: Der Zulauf zur Turbine im Rohbau vor dem Einbau der Rechenstäbe. Knapp zu erkennen ist die Überlaufkante, über die alles Schwemmgut, was nicht durch die Rechenstäbe passt (Stababstand = 2 cm), abgeschwemmt wird.

Station 4: Der Zulauf zur Turbine im fertigen Zustand. Das rote Rohr und die Zahnstangen sind Teil des Rechenreinigers, der sich unter dem Wasserspiegel befindet.

Station 5: Das Maschinenhaus mit Ober- und Unterwasser.

Station 6: Mündung des Kanals in die Isar am nördlichen Ortsende von Lenggries-Fleck.